Vom Funken und vom Knall.

Es ist bezeichnend für die eher jammernde Stimmungslage in Echternach, dass die Kommentare zum geplanten Neubau der „A la petite Marquise“ und zur geplanten Umgestaltung des anliegenden „Hôtel du Commerce“ durch die Projektentwicklungsgesellschaft PARADOR Real Estate mit vielen nörgelnden Bemerkungen begleitet werden.

So manch ein Echternacher scheint sich der Tragweite dieser Umgestaltung auf dem historischen Marktplatz nicht bewusst zu sein. Wenn diese Planungen zu einem guten Ende geführt werden und es gibt zurzeit keine Anzeichen dafür, dass dies nicht gelingen sollte, dann wird nicht nur der Marktplatz sondern das ganze Sauerstädtchen „wie Phönix aus der Asche“ auferstehen.

Echternach braucht dringend den „Funken“ der zum großen „Knall“ führt. Der Funken muss das Projekt „Commerce-Marquise“ werden, der Knall wird bekanntlich durch Pulver erzeugt und Pulver gibt es in Echternach zuhauf. Es gibt kaum ein Städtchen das mit seinen historischen, kulturellen, regionalen und sozialen Pfunden so wuchern kann wie Echternach. Als „Bäigeproofter“ stelle ich fest, dass viele vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.

Alles nur Träumereien? Der brasilianische Erzbischof und Befreiungstheologe Dom Hélder Câmara pflegte zu sagen: „Wer keine Kraft zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Handeln.“ Handeln! Das Zauberwörtchen, das im Sauerstädtchen nicht so in Mode ist. Vertröstet wird man seit Jahrzehnten mit Aussagen wie „Alles ist in Planung und wird umgesetzt“. Aber mit der Umsetzung liegt manches im Argen.

Wagen wir doch als Echternacher einen gemeinsamen Traum. Und um bei Dom Hélder zu bleiben „Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn Menschen gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“

Der Traum vom Funken und vom Knall: Die Stadt muss sich mit der Baustelle „Commerce-Marquise“ inszenieren. Hier muss Stimmung vermittelt werden „Es geht los, wir sind Zukunft!“ Kunst, Design, Lichteffekte, Kulturbühne, alles Elemente die einfließen müssen. Können Sie sich beispielsweise eine Freilichtaufführung des „Laange Veit“ vorstellen? Welch eine Referenz an die eigene Geschichte, welch ein Publikumsmagnet weit über die lokalen Grenzen hinweg. Allein durch eine konsequente Angehensweise kann man ein Stadtprofil ändern. Das erfordert Mut. Dieses Quäntchen Mut muss um die gute Zukunft Echternachs aufgebracht werden.

Es gilt die lokale Einwohnerschaft und die Vereine ganz aktiv in das „Wir sind Zukunft“-Gefühl einzubinden. Dies ist von entscheidender Bedeutung. Eine Aufbruchsstimmung innerhalb der lokalen Bevölkerung ist das A und O für das Gelingen des Funkens. Der Knall wird dann fast ein Selbstläufer.

PARADOR Real Estate ist eine Gesellschaft, die nach marktwirtschaftlichen Regeln funktioniert. Dies ist ihr gutes Recht. Sie gibt uns aber durch ihr Wollen eine Steilvorlage, die wir als Echternacher nicht vertändeln dürfen.

Raymond Becker

Präsident der Bürgerinitiative Intra Muros asbl

Journal 29.5.2013