Menschenrechte: Wie tief sind wir gesunken?

Mahnwache zum Internationalen Tag der Menschenrechte
Grenzüberschreitende Friedensinitiative QuattroPax
Stellungnahme Raymond Becker

Schengen 9.12.2024

„Im Jahr 2023 stellte das politikwissenschaftliche Forschungsinstitut Varieties of Democraty (V-Dem) fest, dass die Zahl der Menschen, die in Demokratien leben in der Studie definiert als Länder, in denen Rechtsstaatlichkeit herrscht, die Exekutive von Legislative und Judikative begrenzt wird und die bürgerlichen Freiheiten geachtet werden, auf den Stand von 1985 gesunken ist. Das ist die Zeit vor der Entlassung Nelson Mandelas aus dem Gefängnis, vor dem Fall der Berliner Mauer, vor dem Ende des Kalten Krieges und vor all den damit verbundenen Hoffnungen auf eine neue Ära für die Menschheit.“
Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International anlässlich der Vorstellung ihres diesjährigen Jahresberichtes.

Wie tief sind wir gesunken, dass wir vielerorts einen Diskurs führen, der Hass, Angst, Fremdenfeindlichkeit und offenen Rassismus schürt. Wie tief sind wir gesunken, dass autoritäre Maßnahmen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit untergraben, wo offen die Geschlechtergleichstellung und das Recht auf Anderssein diffamiert werden.

On constate que les acteurs politiques dans de nombreuses parties du monde intensifiaient leurs attaques contre les femmes, les personnes LGBTIQ+ et les populations marginalisées, historiquement utilisées comme boucs émissaires à des fins politiques ou électorales.

C’est une réalité : Les droits des femmes sont massivement attaqués dans le monde entier. Depuis des années, les situations en Afghanistan et en Iran sont extrêmement dégradantes. Les droits des femmes et des filles sont attaqués par les talibans en Afghanistan par le biais de violences massives liées au genre. Des mollahs réactionnaires et corrompus asservissent les femmes courageuses en Iran. Il s’agit pour les femmes d’obtenir l’égalité des droits, une pleine autodétermination sur leur propre corps, l’accès au marché du travail et aux soins de santé et une vie autonome et indépendante.

Das Europäische Parlament hat am Donnerstag, den 28. November, eine Resolution verabschiedet, in der es die zunehmende Unterdrückung von Frauen im Iran scharf verurteilt und als eine Form von „Folter“ einstuft. Die Abgeordneten fordern die iranische Regierung auf, diskriminierende Gesetze abzuschaffen und die systematische Unterdrückung von Frauen zu beenden. Volle Unterstützung hierzu.
Bis morgen läuft die jährliche weltweite Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist ein globales Problem, wie einige Statistiken der UN belegen. Jede vierte Jugendliche wird von ihrem Partner missbraucht. Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt. Im vergangenen Jahr töteten Partner und Familienmitglieder alle zehn Minuten vorsätzlich ein Mädchen oder eine Frau.
Das ist die Welt, in der wir leben – und die wir ändern müssen. Wir dürfen nicht schweigen.

Von dieser Stelle aus unser Ruf Jin, Jiyan, Azadî (Femme, Vie, Liberté) an die mutigen Frauen im Iran und Afghanistan, an die Frauen weltweit die für ihre elementarsten Rechte eintreten. Frauenrechte sind Menschenrechte.

Il s’agit simplement, pour toutes ces revendications, de ce qui est stipulé dans la Déclaration universelle des droits de l’homme des Nations unies : « Chacun peut se prévaloir de tous les droits et de toutes les libertés proclamées dans la présente Déclaration, sans distinction aucune, notamment de race, de couleur, de sexe, de langue, de religion, d’opinion politique ou de toute autre opinion, d’origine nationale ou sociale, de fortune, de naissance ou de toute autre situation ».

Und ich werde nicht müde zu wiederholen: In wenigen Tagen kommt ein erratischer Präsident mit einem Kabinett des Grauens in den USA an die Macht. Entfesselnder Hass, Geldgier, grobe Gemeinheit, Frauenfeindlichkeit und Sexismus, die Verunglimpfung des wissenschaftlichen Sachverstandes wurden gewählt. Rassismus und Entwertung von Menschen haben einen Präsidenten. Einen Präsidenten der wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Feministinnen weltweit befürchten, dass sie im Kampf um ihre Rechte weit zurückgeworfen werden.

Wir leben in höchst stürmischen Zeiten. Ein Pulverfass im Nahen Osten, brutale Kampfhandlungen im Sudan, blutige Konflikte in der Ukraine, Myanmar, Äthiopien und der Sahelzone. Betroffen sind oft Frauen und Kinder.
« Syrie, une liesse dans l’inconnu » titelte die französische Tageszeitung „Libération“ heute als Aufmacher. Besser kann man die aktuellen Geschehnisse in diesem seit Jahren geschundenen Land nicht ausdrücken. Wir hoffen, wie wünschen, dass dieses Land nach Jahrzehnten brutalster Diktatur, sich auf einen Weg zu Frieden und Freiheit begibt. Wir müssen der syrischen Zivilgesellschaft unsere uneingeschränkte Solidarität beim Einsatz um ihre Menschenrechte bezeugen.

Zurück zu den stürmischen Zeiten: Der Klimawandel ist Realität und verschlimmert die Menschenrechtslage: Waldbrände, Dürre und Stürme, unter denen Millionen Menschen weltweit von Bangladesch über Libyen, bis Kanada zu leiden hatten. Die wirtschaftliche Ungleichheit nimmt weltweit zu, ebenso wie die Wut über politische Entscheidungen, die vielen Menschen das Leben schwer machen.

Es ist ein Fakt: Autoritäre und rechtsextreme Einstellungen sind weltweit auf dem Vormarsch. Viele Menschen fremdeln mit ihrem Vertrauen in Demokratie und stattliche Institutionen. Doch es gibt auch Menschen, die sich gerade in Zeiten multipler Krisen für die Demokratie einsetzen, für Freiheit und Vielfalt, gegen den Verfall der moralischen Werte in unserer Gesellschaft. Diese Kräfte in unserer Zivilgesellschaft müssen wir unterstützen. Hierfür muss die allgemeine Erklärung der Menschenrechte ein Vorbild sein.

Je voudrais terminer par quelques vers d’un poème de l’auteur français Paul Eluard. « Liberté » écrit en 1942 pendant la Seconde Guerre mondiale, comme une ode à la liberté face à l’occupation allemande. C’est un message d’espoir à retrouver la « Liberté » à travers le pouvoir des mots. Son message est toujours d’actualité :

(…)
Sur mes refuges détruits
Sur mes phares écroulés
Sur les murs de mon ennui
J’écris ton nom

Sur l’absence sans désir
Sur la solitude nue
Sur les marches de la mort
J’écris ton nom

Sur la santé revenue
Sur le risque disparu
Sur l’espoir sans souvenir
J’écris ton nom

Et par le pouvoir d’un mot
Je recommence ma vie
Je suis né pour te connaître
Pour te nommer

Liberté.