E Gespréich als Invité vun der Redaktioun bei RTL den 30. September 2014
http://radio.rtl.lu/emissiounen/den-invite-vun-der-rtl-redaktioun/570945.html
E Gespréich als Invité vun der Redaktioun bei RTL den 30. September 2014
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Vom Klimapakt und Klimabündnis in Echternach.
Mit der Sommerlektüre ist es ja immer so eine Sache. Durch Zufall fällt man auf einen Kommissar Dupin, der in der Bretagne ermittelt und plötzlich erinnert man sich an einen Politiker mit bretonischen Wurzeln, der als Bürgermeister von Saint-Denis eine Kommunalpolitik prägte, deren Angehensweise interessant und aktuell bleibt. Für Patrick Braouezec spielten in seinem kommunalen Schaffen die soziale Umgestaltung, die Einführung partizipativer Prozesse, die Solidarität mit anderen eine wesentliche Rolle.
In seinen Gesprächen mit dem Journalisten Bernard Loche findet man ein Zitat des französischen Kardinals Richelieu: „La politique n’est pas l’art du possible, mais de rendre possible ce qui est nécessaire.“ Dies trifft den Kern der Kommunalpolitik sehr gut.
Die wunderbaren Möglichkeiten, die einem von Braouezec vermittelt werden, die vielen interessanten Initiativen, die man gerade auf kommunaler Ebene ergreifen kann, die einem dabei in den Sinn kommen, lassen einen nicht mehr los und erinnern gleichzeitig an die frustrierende Ohnmacht, die das Los eines kommunalen Oppositionspolitikers ausmacht. Dem Oppositionspolitiker bleibt das Gestalten verwehrt. Leider.
„Gestalten ist mehr als bloßes Verwalten – de rendre possible ce qui est nécessaire“, eine Vorstellung von Politik, die in Echternach so dringend gebraucht und so wenig gelebt wird.
Fallbeispiel Klimapakt und Klimabündnis.
Der Klimapakt ist eine Vereinbarung zwischen dem Staat und den Gemeinden, die gemeinsam dem Klimawandel entgegenwirken wollen. Im Februar 2013 unterzeichnete der CSV-LSAP Schöffenrat aus Echternach das Abkommen. Es sieht vor, dass eine Gemeinde sich dazu engagiert, konkrete Initiativen im Interesse des Klimaschutzes zu ergreifen, was vom Staat finanziell großzügig unterstützt wird. Tut die Gemeinde dies mit Erfolg, wird sie als innovative Gemeinde ausgezeichnet.
18 Monate später sieht das Resultat der Umsetzung in Echternach mehr als dürftig aus. Während andere Gemeinden des Landes sich durch mannigfaltige Initiativen in den Bereichen Energie oder Mobilität auszeichnen und im Rahmen des Klimapaktes zertifiziert werden, ist Echternach von einer solchen Auszeichnung meilenweit entfernt.
Es ist in diesem Zusammenhang auch schwer nachvollziehbar, warum die politisch Verantwortlichen einen Beitritt zum Klimabündnis ablehnen. Es handelt sich hierbei um das größte europäische kommunale Netzwerk in Sachen Klimaschutz. Allein hierzulande sind 37 Gemeinden Mitglied.
Jede Gemeinde arbeitet autonom, profitiert jedoch von den Erfahrungen der anderen Mitglieder in Luxemburg und in Europa. Sehr wichtig ist auch der Grundgedanke, dass globales Denken und lokales Handeln zusammengehören.
Es liegt auf der Hand, dass der Beitritt Echternachs zum Klimabündnis der Umsetzung des Klimapaktes mehr als förderlich wäre.
« Rendre possible ce qui est nécessaire », davon ist Echternach weit entfernt.
Spätestens in 38 Monaten könnten die Bürger dies ändern. Was nicht ist, kann ja noch werden.
(Journal 5.9.2014)
Ein Gespräch geführt von Henning Reimers mit dem Präsidenten des Echternacher Tourist Office Raymond Becker im November 2013.
Im Vorfeld haben sie angedeutet, dass es ihnen sehr am Herzen liegt, das Thema Stadtmarketing in den Mittelpunkt unseres Gespräches zu stellen. Warum?
Ich glaube, dass es heute eine der wichtigsten Herausforderungen auf kommunaler Ebene ist, für attraktive Innenstädte zu sorgen. Dies gilt auch für Echternach. Das Städtchen ist es seiner reichen Geschichte einfach nur schuldig, diese Herausforderung anzunehmen. Hierbei spielt ein gut koordiniertes Stadtmarketing eine wesentliche Rolle. Ich habe ja ganz bewusst auf der letzten Jahrestagung der UCAE dieses Thema angesprochen.
Stadtmarketing wird oft als leere Worthülse abgetan ….
…. wenn man es oberflächlich angeht ja. Ich habe mich etwas genauer für die Vorgehensweise des Städtchens Erdingen bei München interessiert. Die Verantwortlichen haben Stadtmarketing in Bezug auf ihre Stadt ganz klar definiert als die Koordination der Bereiche Standort-, Tourismus- und Citymarketing. Standortmarketing umfasst das Gemeindegebiet als Wirtschafts- und Investitionsstandort. Tourismusmarketing verfolgt das Ziel, die Verweildauer und die Zahl der Übernachtungen der Besucher zu steigern. Citymarketing schließlich verfolgt das Ziel, die Anziehungskraft und Attraktivität des Ortszentrums zu optimieren. Diese Definition passt wunderbar auf Echternach.
Von der Theorie her klingt es einleuchtend, aber von einer Theorie zur Praxis ist oft ein weiter und beschwerlicher Weg.
Wenn man immer nur unüberwindbare Berge vor sich sieht, kommt man mit Sicherheit nicht ans Ziel oder man nimmt den Berg als Vorwand, nichts zu tun. Der Weg zu einem erfolgreichen Stadtmarketing kann relativ kurz und ungemein spannend sein. Ich vergleiche Projekte, mit denen man etwas umgestalten und bewegen will immer mit einem Dampfzug: Es bedarf einer Lokomotive, die den ganzen Zug in Bewegung setzt. Die Fahrtrichtung des Zuges muss allerdings im Vorfeld klar definiert werden. Dafür braucht man ein Leitbild, das den erstrebten Sollzustand der betroffenen Kommune, in unserem Falle Echternachs, beschreibt. Dies darf nicht im stillen Kämmerlein geschehen, sondern unter Bürgerbeteiligung. Eine Aufbruchsstimmung schaffen, bleibt eine wichtige Aufgabe. Bürger lassen sich begeistern, wenn man sie ernst nimmt. Man braucht bei diesen Aufgaben unbedingt professionelle Begleitung. Wir wollen dies in den nächsten Wochen thematisieren.
Es bleibt die Frage wer denn in Echternach die Lokomotive darstellen könnte.
Damit eine Lokomotive mitsamt den Wagons unter Volldampf fährt, bedarf es einer Reihe von Personal. So könnte man es sich in Echternach vorstellen: Gemeinde, Tourist Office, Trifolion und UCAE gebündelt in einer Initiative.
Das Tourist Office betont immer wieder, dass Echternach in den 4 Jahreszeiten einen Besuch wert sein muss.
Es kann nicht sein, dass Echternach vorwiegend das Image einer reinen Touristenhochburg für die Sommermonate hat. Um dieses Image zu ändern bedarf es nicht einmal riesiger Summen im Gemeindebudget. Hier ist Initiativgeist und Kreativität gefragt. Man muss neue Wege gehen und näher zusammenrücken. Wir suchen ja als Tourist Office permanent den Kontakt zu potentiellen Partnern. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit dem Geschäftsverband, aber auch das Trifolion, das internationale Festival, die Musikschule, die Stadtmusik, das Ciné Sura sind Partner geworden. Mit diversen Projekten wie beispielsweide dem „Urban Jazz“ können wir alle gemeinsam zu einer guten Entwicklung Echternachs beitragen.
Sieht man sich den Veranstaltungskalender für Dezember unter www.echternach.tv an, so sieht man, dass die Rollläden nicht runtergehen und die Bürgersteige nicht aufgeklappt werden. Echternach ist auch im Dezember attraktiv. Wir haben unseren schönen Weihnachtsmarkt am 3. Advent, die „klingende und singende Basilika“ am 22. Dezember. Das Trifolion bietet anspruchsvolle Konzerte, das Ciné Sura ein abwechslungsreiches Programm. Die Echternacher Geschäfte sind gerade zur Weihnachtszeit eine interessante Adresse. Echternach hat Potential.
Ein Wunsch für Echternach kurz und knapp.
Andreas Reiter ist ein sehr profunder Zukunftsforscher aus Wien. Er ist der Meinung, dass die Zukunft den lebenswerten Städten gehört, die einen „Feel-Good-Faktor“ haben und diesen auch vermitteln. Es geht darum, nicht austauschbar mit anderen Städten und Gemeinden zu sein, etwas Besonderes zu bieten. Diese Zukunft wünsche ich mir für Echternach.
Veröffentlicht in der Dezember-Ausgabe 2013 des Echternacher Geschäftsverbandes UCAE
Es ist bezeichnend für die eher jammernde Stimmungslage in Echternach, dass die Kommentare zum geplanten Neubau der „A la petite Marquise“ und zur geplanten Umgestaltung des anliegenden „Hôtel du Commerce“ durch die Projektentwicklungsgesellschaft PARADOR Real Estate mit vielen nörgelnden Bemerkungen begleitet werden.
So manch ein Echternacher scheint sich der Tragweite dieser Umgestaltung auf dem historischen Marktplatz nicht bewusst zu sein. Wenn diese Planungen zu einem guten Ende geführt werden und es gibt zurzeit keine Anzeichen dafür, dass dies nicht gelingen sollte, dann wird nicht nur der Marktplatz sondern das ganze Sauerstädtchen „wie Phönix aus der Asche“ auferstehen.
Echternach braucht dringend den „Funken“ der zum großen „Knall“ führt. Der Funken muss das Projekt „Commerce-Marquise“ werden, der Knall wird bekanntlich durch Pulver erzeugt und Pulver gibt es in Echternach zuhauf. Es gibt kaum ein Städtchen das mit seinen historischen, kulturellen, regionalen und sozialen Pfunden so wuchern kann wie Echternach. Als „Bäigeproofter“ stelle ich fest, dass viele vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.
Alles nur Träumereien? Der brasilianische Erzbischof und Befreiungstheologe Dom Hélder Câmara pflegte zu sagen: „Wer keine Kraft zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Handeln.“ Handeln! Das Zauberwörtchen, das im Sauerstädtchen nicht so in Mode ist. Vertröstet wird man seit Jahrzehnten mit Aussagen wie „Alles ist in Planung und wird umgesetzt“. Aber mit der Umsetzung liegt manches im Argen.
Wagen wir doch als Echternacher einen gemeinsamen Traum. Und um bei Dom Hélder zu bleiben „Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum. Wenn Menschen gemeinsam träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“
Der Traum vom Funken und vom Knall: Die Stadt muss sich mit der Baustelle „Commerce-Marquise“ inszenieren. Hier muss Stimmung vermittelt werden „Es geht los, wir sind Zukunft!“ Kunst, Design, Lichteffekte, Kulturbühne, alles Elemente die einfließen müssen. Können Sie sich beispielsweise eine Freilichtaufführung des „Laange Veit“ vorstellen? Welch eine Referenz an die eigene Geschichte, welch ein Publikumsmagnet weit über die lokalen Grenzen hinweg. Allein durch eine konsequente Angehensweise kann man ein Stadtprofil ändern. Das erfordert Mut. Dieses Quäntchen Mut muss um die gute Zukunft Echternachs aufgebracht werden.
Es gilt die lokale Einwohnerschaft und die Vereine ganz aktiv in das „Wir sind Zukunft“-Gefühl einzubinden. Dies ist von entscheidender Bedeutung. Eine Aufbruchsstimmung innerhalb der lokalen Bevölkerung ist das A und O für das Gelingen des Funkens. Der Knall wird dann fast ein Selbstläufer.
PARADOR Real Estate ist eine Gesellschaft, die nach marktwirtschaftlichen Regeln funktioniert. Dies ist ihr gutes Recht. Sie gibt uns aber durch ihr Wollen eine Steilvorlage, die wir als Echternacher nicht vertändeln dürfen.
Raymond Becker
Präsident der Bürgerinitiative Intra Muros asbl
Journal 29.5.2013