Endlich Stadtmarketing wagen!

Ein Gespräch geführt von Henning Reimers mit dem Präsidenten des Echternacher Tourist Office Raymond Becker im November 2013.

Im Vorfeld haben sie angedeutet, dass es ihnen sehr am Herzen liegt, das Thema Stadtmarketing in den Mittelpunkt unseres Gespräches zu stellen. Warum?

Ich glaube, dass es heute eine der wichtigsten Herausforderungen auf kommunaler Ebene ist, für attraktive Innenstädte zu sorgen. Dies gilt auch für Echternach. Das Städtchen ist es seiner reichen Geschichte einfach nur schuldig, diese Herausforderung anzunehmen. Hierbei spielt ein gut koordiniertes Stadtmarketing eine wesentliche Rolle. Ich habe ja ganz bewusst auf der letzten Jahrestagung der UCAE dieses Thema angesprochen.

Stadtmarketing wird oft als leere Worthülse abgetan ….

…. wenn man es oberflächlich angeht ja. Ich habe mich etwas genauer für die Vorgehensweise des Städtchens Erdingen bei München interessiert. Die Verantwortlichen haben Stadtmarketing in Bezug auf ihre Stadt ganz klar definiert als die Koordination der Bereiche Standort-, Tourismus- und Citymarketing. Standortmarketing umfasst das Gemeindegebiet als Wirtschafts- und Investitionsstandort. Tourismusmarketing verfolgt das Ziel, die Verweildauer und die Zahl der Übernachtungen der Besucher zu steigern. Citymarketing schließlich verfolgt das Ziel, die Anziehungskraft und Attraktivität des Ortszentrums zu optimieren. Diese Definition passt wunderbar auf Echternach.

Von der Theorie her klingt es einleuchtend, aber von einer Theorie zur Praxis ist oft ein weiter und beschwerlicher Weg.

Wenn man immer nur unüberwindbare Berge vor sich sieht, kommt man mit Sicherheit nicht ans Ziel oder man nimmt den Berg als Vorwand, nichts zu tun. Der Weg zu einem erfolgreichen Stadtmarketing kann relativ kurz und ungemein spannend sein. Ich vergleiche Projekte, mit denen man etwas umgestalten und bewegen will immer mit einem Dampfzug: Es bedarf einer Lokomotive, die den ganzen Zug in Bewegung setzt. Die Fahrtrichtung des Zuges muss allerdings im Vorfeld klar definiert werden. Dafür braucht man ein Leitbild, das den erstrebten Sollzustand der betroffenen Kommune, in unserem Falle Echternachs, beschreibt. Dies darf nicht im stillen Kämmerlein geschehen, sondern unter Bürgerbeteiligung. Eine Aufbruchsstimmung schaffen, bleibt eine wichtige Aufgabe. Bürger lassen sich begeistern, wenn man sie ernst nimmt. Man braucht bei diesen Aufgaben unbedingt professionelle Begleitung. Wir wollen dies in den nächsten Wochen thematisieren.

Es bleibt die Frage wer denn in Echternach die Lokomotive darstellen könnte.

Damit eine Lokomotive mitsamt den Wagons unter Volldampf fährt, bedarf es einer Reihe von Personal. So könnte man es sich in Echternach vorstellen: Gemeinde, Tourist Office, Trifolion und UCAE gebündelt in einer Initiative.

Das Tourist Office betont immer wieder, dass Echternach in den 4 Jahreszeiten einen Besuch wert sein muss.

Es kann nicht sein, dass Echternach vorwiegend das Image einer reinen Touristenhochburg für die Sommermonate hat. Um dieses Image zu ändern bedarf es nicht einmal riesiger Summen im Gemeindebudget. Hier ist Initiativgeist und Kreativität gefragt. Man muss neue Wege gehen und näher zusammenrücken. Wir suchen ja als Tourist Office permanent den Kontakt zu potentiellen Partnern. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit dem Geschäftsverband, aber auch das Trifolion, das internationale Festival, die Musikschule, die Stadtmusik, das Ciné Sura sind Partner geworden. Mit diversen Projekten wie beispielsweide dem „Urban Jazz“ können wir alle gemeinsam zu einer guten Entwicklung Echternachs beitragen.

Sieht man sich den Veranstaltungskalender für Dezember unter www.echternach.tv an, so sieht man, dass die Rollläden nicht runtergehen und die Bürgersteige nicht aufgeklappt werden. Echternach ist auch im Dezember attraktiv. Wir haben unseren schönen Weihnachtsmarkt am 3. Advent, die „klingende und singende Basilika“ am 22. Dezember. Das Trifolion bietet anspruchsvolle Konzerte, das Ciné Sura ein abwechslungsreiches Programm. Die Echternacher Geschäfte sind gerade zur Weihnachtszeit eine interessante Adresse. Echternach hat Potential.

Ein Wunsch für Echternach kurz und knapp.

Andreas Reiter ist ein sehr profunder Zukunftsforscher aus Wien. Er ist der Meinung, dass die Zukunft den lebenswerten Städten gehört, die einen „Feel-Good-Faktor“ haben und diesen auch vermitteln. Es geht darum, nicht austauschbar mit anderen Städten und Gemeinden zu sein, etwas Besonderes zu bieten. Diese Zukunft wünsche ich mir für Echternach.

Veröffentlicht in der Dezember-Ausgabe 2013 des Echternacher Geschäftsverbandes UCAE